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AutorenbildManuela Broz

Lernräume schaffen - Praxisbeispiel wie Lernräume das Lernen und Verhalten beeinflussen

Aktualisiert: 21. Feb.

Wer das Lernen verändern will, muss auch die Räume verändern: Diesen Sommer hab ich mir einen langjährigen Traum erfüllt und meine Kulturstube erweitert. Schon immer wollte ich meine Coachings und meine Boostertrainings für Unternehmenskultur in Räumen anbieten, die meinen Vorstellungen von modernem Arbeiten entsprechen. Bei meinen Besuchen in Unternehmen und Schulen hab ich immer die Nase gerümpft, wenn kahle Sitzungszimmer, lieblose Pausenräume oder statisch eingerichtete Schulungsräume präsentiert wurden. Es hat mir oft leid getan für die Menschen, dass dem Thema Pausen, Lernen und Denken nicht mehr Beachtung geschenkt wird und aus unternehmerischer Sicht konnte ich nie verstehen, dass gerade den Gesprächen und dem Austausch kaum eine Atmosphäre bieten, in denen Lernen positiv angeregt wird. Deshalb erkläre ich in diesem Blogartikel, warum das Thema von Lernräume schaffen so wichtig ist -in vielerlei Hinsicht - und es sich lohnt selbst Hand anzulegen. Mein Praxisbeispiel zeigt ausserdem, wie du mit Ideen das Raumklima stärker beeinflussen kannst, als mit grossem Budget.


Lernräume schaffen - Lernkultur ist Bestandteil von Unternhmenskultur
Zuerst formen wir die Räume - dann uns

Lernräume schaffen beginnt mit der Frage, was der Raum erfüllen soll


Es ist bekannt, dass Räume einen Einfluss auf unser Befinden und damit auf unsere Resultate haben. Ein Lernort, ein Lern- oder Sitzungsraum sollte sich von anderen Orten durch seine didaktische Qualität unterscheiden.


Was soll ein Raum bieten, welchen Zweck soll er erfüllen. Für mich war klar, dass in meinen Räumen sich die Themen Lernen, Denken, Reflektieren, Beraten, Lachen, Weinen, Ausprobieren, Einsichten gewinnen einander die Hand geben. Deshalb war mir wichtig, dass in meinen neuen Räumen

  • handlungs- und praxisbezogenes Arbeiten möglich ist.

  • Raum und Zeit für Reflexion und Perspektivenwechsel eingeräumt wird.

  • emotionale Beziehung untereinander gefördert werden.

  • ganzheitliche Bezüge zu Führung unter Unternehmenskultur hergestellt wird.

  • eine ästhetisch definierte Qualität vorgelebt wird.


Eine Haltung zum Zweck und der Atmosphäre eines Raumes entwickeln

Ich wollte weg vom statischen Lernraum zum gestaltbaren Raum für Lernen. Ich wollte Technische Hilfsmittel unterbringen und gleichzeitig eine gemütliche Atmosphäre wie in einem Wohnzimmer - eben die Kulturstube - kreiieren. So hatte ich die Idee, an den Wänden kleine Ausstellungselemente anzubringen, die stillschweigend eine didaktische Präsenz übernahmen. Alte Schlüssel, beispielsweise versehen mit Schlüsselkompetenzen der Zukunft, visualisieren woran wir alle arbeiten dürfen. Den Schlüssel sehen und ihn in die Hand nehmen können bewirkt mehr, als eine Auflistung der künftigen Kompetenzen per Beamer. Die Teilnehmenden gehen visuell und haptisch in Beziehung zu ihrem Lernziel. Die tischfreie Lernzone mit Kreisbestuhlung fördert den Dialog und Diskurs und lässt die Teilnehmenden erleben, in welch besserer Qualität Verständigung und Verständnis füreinander gelingt, wenn sich niemand hinter dem platzierten Laptop verkriechen kann, anstatt zu beobachten, zuzuhören, wahrzunehmen und einander in die Augen zu schauen.




Die Umgebung mit einbeziehen und nutzen

Der Garten und die Umgebung: Die idyllische Einladung nach draussen setzt in jeder Jahreszeit Akzente: Frische Waldluft lässt durchatmen, Weitsicht verschafft Freiheit im Kopf und diese führt zu Klarheit im Denken. Erlebe Outdoorelemente wie beispielsweise walk and talk in meinen Settings, damit du in Zukunft auch am Arbeitsplatz die qualitative Erfahrung solcher Gespräche anwenden kannst, um den Raum der Natur als erdende Kraft einzubinden. Die Umgebung mit Feldern, Wäldern, einer mächtigen alten Linde direkt vor der Kulturstube und einladenenden Sitzplätzen im Garten lassen zu, in Verbindung mit den wesentlichen Fragen der Unternehmenskultur zu treten. In meinen Veranstaltungen dreht sich mehrheitlich alles um das WIE: Wie will ich führen, wie wollen meine Mitarbeiter geführt werden? Wie gelingt gute Zusammenarbeit und tun wir das Richtige dafür? Wie will ich sein, wie will ich wahrgenommen werden? Wie wirke ich, was sind meine blinden Flecken?

Diese Auseinandersetzung mit sich selbst gelingt an einem Ort einfacher, wo die Basis des Wachstums, des Lebens und seiner Zyklen sichtbar sind: Auf dem Land und in Räumen, die allen Teilnehmenden die Möglichkeit bieten, dort zu verweilen, wo die Füsse innehalten und das Herz und der Geist sich öffnen.


Wer das Lernen verändern will, muss auch die Lernräume verändern.

Der Raum beeinflusst das Lernen und ist deshalb ein wichtiger Baustein in meinem pädagogischen Konzept. In unseren Trainings zeigen wir, wie Autonomie

gestärkt wird ohne in die Orientierungslosigkeit zu fallen, wie Spass mit Ernsthaftigkeit und Tiefgründigkeit in Verbindung tritt und wie die Balance zwischen Führungsverhalten und kulturellem Verhalten beabsichtigt gelingt.

Zeitfenster für individuelles Tun während der Präsenzveranstaltung fördert Sinnhaftigkeit, Selbstverständnis und Eigeninitiative. Dafür braucht es ein didaktisches Konzept indem Räume das Potenzial des „dritten Pädagogen“ ausschöpfen und „unverkrampftes“ Lernen ermöglicht wird. Ich möchte Menschen abholen von ihren „verkrampften“ Vorstellungen, sich schämen zu müssen, wenn man etwas nicht weiss, etwas falsch macht, etwas besser machen könnte, hin zu Lernen ist ein Geschenk an das Leben. Es ist nicht nötig zu vertuschen, anderen die Schuld zu geben, suchen- wo andere Fehler machen - nur um von der eigenen Scham abzulenken.

Lernen muss „unverkrampft“ werden, wenn wir die Herausforderungen der Zukunft lösen wollen. Schon als junge Frau konnte ich nie verstehen, warum die Freude und Dankbarkeit gegenüber denen die klare konstruktive Kritik äusserten ausblieb. Sind es nicht diese Menschen, die uns weiterbringen im Leben? Nur, ob ich Kritik auf einem bequemen Sessel mit einer Tasse Tee und warmem Kerzenlicht von einem Gegenüber bekomme oder ob dies in einem grossen, kahlen Raum mit U-Bestuhlung stattfindet, macht ein Unterschied. Fühlst du ihn?


Walk the talk - sag, was du tust und mach es

Lernen ohne Umsetzung ist für mich Lernresistenz. Ich gebe zu, walk the talk ist auch für mich nicht immer einfach, aber er ist in durchdachter Konsequenz die einzige Lösung, etwas zu verändern. Walk the talk meint, den eigenen Worten entsprechende Taten folgen zu lassen und im Einzelfall zu erklären, warum die Taten ausbleiben.


Die Erweiterung meiner Kulturstube ist die Konsequenz meines "Nasen rümpfens" wenn ich an lieblose Räume in Unternehmen denke und das "machs doch einfach" Anstatt nur darüber zu sprechen, was man tun will, es tun. Ich wollte meinen Kunden auch aufzeigen, wie sie selbst mit schmalen Budgets am Arbeitsplatz Lernräume schaffen. Also sollte ich meine Ideen umsetzen.

Das Prinzip walk the talk gilt übrigens nicht nur für Führungskräfte, sondern gleichermassen für jeden Menschen, der glaubwürdig und verlässlich sein möchte. Denn was überzeugt dich mehr: Das, was jemand sagt oder das, was jemand tut?


Tafel worauf steht: Erfolg hat drei Buchstaben: Tun

Mut ist Konzept: Wer neue Wege gehen will, muss alte Pfade verlassen.

In der Kulturstube und in meiner Arbeit stehen die Bedürfnisse meiner Kundinnen und Kunden im Vordergrund. Wenn du nach 3 Stunden Präsenzzeit eine halbe Stunde Joggen gehen willst, dann machst du das - die Dusche danach steht dir zur Verfügung! Wenn dir ein entspannendes Schaumbad während einer individuellen Reflexionspause gut tut, fühl dich frei. Wenn du mit anderen oder mir vertieften Austausch wünschst, dann lass es uns vor dem brennenden Schwedenofenfeuer gemütlich machen. Entscheide selbst, wie und woran du gerade arbeiten und lernen willst. Willkommen in der Kulturstube, wo von der Toilette bis zum Garten exklusive Möglichkeiten für Rückzug oder Austausch möglich sind. Mit Mut und Experimentierfreude wirst auch du in deiner Berufspraxis deine Lernkultur mit Konzept und Didaktik prägen.


Die Toiletten:

Das war von Anfang an klar; ich möchte den Frauen besondere Wertschätzung geben. Frau sein ist wunderbar und was Frauen seit Generationen leisten und auf sich nehmen soll bei mir Würdigung erfahren. Das Damenbad bietet Raum für Rückzug; und verfügt über Gelegenheiten sich als Frau in der eigenen Grösse und Schönheit zu sehen.


Der Reflexionsraum:

Meine 8 x 8 Methode besteht aus 8 Einladungen für Selbstreflexion mit 8 verschiedenen Körperpositionen und anderen Perspektiven. Im Raum der Selbstreflexion kann am eigenen Lernportfolio gearbeitet werden. Die Reflexions-Ausstellung inspiriert die Dinge ins richtige Licht und Gleichgewicht zu rücken, loszulassen, was nicht zu mir gehört und hinzuschauen, was zu mir gehört. Die systemische Betrachtung mit dem selbstgemachten Mobile hilft durch Wechselwirkungen und Zusammenhänge zu erkennen und daraus Schlüsse abzuleiten.


Die Gruppen-Räume:

Laden ein, mobil und agil Anpassungen vorzunehmen. Wie fühlt sich die etwas schwerfällige Diskussion im Stehen an? Im Stehen kommen nachweislich die besseren Ergebnisse zustande und Sitzungen werden effizienter, sagt die Sitzungsforscherin Isabelle Odermatt von der UZH.

Kein Problem; in der Kulturstube können Gruppensettings dank dynamischer Einrichtung binnen Sekunden geändert werden. Was sollen Spielklötze in Gruppenräumen? In der Kulturstube sollen Aufgaben anders angegangen werden können:

Holz-Klötze beispielsweise kurbeln kreatives Sein an und schliessen den Bau von Elfenbeintürmen definitiv aus.


Die Küche:

Die Lust auf Kaffee oder Tee hält sich nicht an vorgegebene Trainingpläne. Hol dir was du brauchst, dann wenn du’s brauchst. Für den Hunger gibt es Früchte; wer über Lernkultur spricht weiss, wer Durst oder Hunger hat, kann nicht lernen und ein handgemachter Fruchtsalat im Glas ist immer kult!


Espressotassen mit Goldgriff

Lernräume schaffen gelingt mit Herz

Wo die Liebe zu Menschen da ist, möchte man doch gerne Gastgeber sein. Ob dies bei Lernveranstaltungen, bei der Arbeit, in Schulen, Pausenräumen oder bei sich zu Hause der Fall ist, sollte wenig Unterschied machen. Kühle Büroausstattungen und Sitzungszimmer bieten weniger Raum für Inspiration, gute Gespräche und eine Atmosphäre des Wohlfühlens - gerade das benötigen wir Menschen im Zeitalter von digitalen Systemen und distanzierten Beziehungungen umso mehr. Wer gute Lernräume schafft, beeinflusst gutes Verhalten.


Viel Freude beim Lernen, Ausprobieren, Verfeinern und Anpassen.


Manuela Broz, Kulturboosterin


In der Raketenwissenschaft ist ein Booster ein Hilfstriebwerk, das der Startrakete den nötigen Schub verleiht - ein Kulturbooster ist ein Verstärker der das Potential von Unternehmen und Individuen zum Abheben bringt.


Zur Autorin:

Manuela Broz begleitet seit 35 Jahren Unternehmen und Menschen in der Stärkung ihres Potentials mit Führung und Kulturberatung.

Sie bietet Coaching und Trainings für künftige und gestandene Führungskräfte, die ihre Transformationsrolle mit geschärftem Blick für unternehmerische und kulturelle Zusammenhänge verstehen und mit ansteckender Begeisterung umsetzen wollen.

Mehr Informationen auf kulturbooster.com


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